Und wenn du dich getröstet hast…

Und wenn du dich getröset hast, wirst du froh sein, mich gekannt zu haben

Wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, dann fühlt es sich so an, als hätte die Erde einen kurzen Moment aufgehört sich zu drehen. Alles steht still, nichts ist mehr so, wie es vorher war. Kindern erkläre ich das Gefühl von Trauer immer mit den Worten „man fühlt sich einfach nicht gut, es fühlt sich richtig blöd an, fast so, als hätte man einen schweren Stein im Bauch“.

Was schon für Kinder so unvorstellbar ist, so surreal ist es für uns Erwachsene. Wir wissen nicht mehr, wo oben und unten ist, unser Körper funktioniert vielleicht noch, doch der seelische Schmerz wiegt viel mehr.

In dieser Zeit, gerade in den ersten Stunden und Tagen nach dem Tod eines geliebten Menschen, bricht dann eine wahre Maschinerie um einen herum los. Bestatter, Verwandtschaft, unzählige Telefonate, Besuche, Entscheidungen und ganz viel Organisatorisches bricht über einen herein und da weiß man manchmal gar nicht, wo man anfangen soll.

Genau in diesen Tagen werden wir zu Menschen gerufen, die für ihre Angehörigen eine ganz andere Art der Trauerfeier wünschen. Eine Trauerfeier die FREI ist von festen Abläufen, Vorgaben oder einem Schema, das seit vielen Jahrhunderten vorgegeben ist. Eine freie Trauerfeier ist FREI von Zwängen und Vorstellungen, man ist FREI in der Musikwahl und FREI in der Auswahl von Texten.

Es steht niemand im Mittelpunkt, außer der MENSCH selbst.

Ich mache mich dann mit einem weißen Blatt Papier auf, besuche die Angehörigen zu Hause in ihrer vertrauten Umgebung und lasse mir ganz viel von dem oder der Verstorbenen erzählen. In den meisten Fällen kenne ich die verstorbene Person ja nicht, bin ihr in den allermeisten Fällen noch nicht einmal begegnet. Je offener die Angehörigen sind, desto weiter ist mein Einblick in das Leben und die Person und umso persönlicher kann ich eine Trauerfeier gestalten. Der Mensch steht für mich immer im Mittelpunkt und seine ganz eigene Lebensgeschichte. Ich weiß, dass das Leben nicht immer nur rosarot ist, viele Lebensgeschichten erschüttern mich zutiefst und viele Schicksale sind auch schwer zu begreifen. Hinter jedem Menschen steht eine Geschichte, seine ganz persönliche Lebensgeschichte und ich sehe es als meine Aufgabe, diese Geschichte zu erzählen, in Worte zu fassen und dadurch wertzuschätzen und zu würdigen.

Das schönste Kompliment nach einer Trauerfeier ist immer die Frage: „Wie lange kannten Sie X den schon?“ Dann muss ich schmunzeln und sage dann meist „ich kannte X nicht persönlich“ und denke dann so für mich… „aber es fühlt sich fast so an, als ob wir uns schon ewig kennen würden“.

Janina Bader, 6. März 2017

Am Abend unseres Lebens wird es die Liebe sein,
nach der wir beurteilt werden,
die Liebe, die wir allmählich in uns haben
wachsen und sich entfalten lassen,
in Barmherzigkeit für jeden Menschen.
Roger-Louis Schutz-Marsauche

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